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UBWG.CH, Unsere Beweggründe, bietet der Schweizer Clubszene und insbesondere der elektronischen Musikszene ein Zuhause. 2012 gegründet, darf sich UBWG mittlerweile stolz das grösste Portal für elektronische Musik und Clubkultur in der Schweiz nennen. Nebst ihrem Eventkalender, den jeder Clubgänger unbedingt regelmässig vor den Wochenenden checken sollte, bietet UBWG seinen Lesern und Mitglieder spannende Einblicke und Hintergrundgeschichten zur hiesigen Szene. Mit dem UBWG-Member profitieren Inhaberinnen und Inhaber zudem von diversen Vorteilen in puncto Nachtleben. Wir sind stolz darauf, uns seit Kurzem offizieller Ticketverkaufspartner von UBWG nennen zu dürfen.
Aufgrunddessen haben wir Patrick Geering, den Geschäftsführer, sowie Aline Fürer aus dem Redaktionsteam interviewt.
Unsere Beweggründe
Kurz zum Start: Wieso heisst ihr «Unsere Beweggründe» und was bedeutet der Name für euch?
Der Name «Unsere Beweggründe» bewegt mehrfach und ist vielseitig zu verstehen. Er ist aus einem Wortspiel entstanden und kann sowohl als Metapher, aber auch wortwörtlich interpretiert werden. Musik bietet unzählige Beweggründe und das im wahrsten Sinn des Wortes. Sie animiert und setzt uns in Bewegung. Und in unserem Fall liefert sie noch weitere Beweggründe, tagtäglich über sie und all ihre Facetten zu schreiben. Wir feiern die Sounds, die uns in Schwingung versetzen und geben sie weiter. Unsere Beweggründe werden deine Beweggründe.
Wie hat sich eure Tätigkeit seit der Gründung 2012 verändert?
UBWG wächst seit seiner Gründung mit der elektronischen Musikszene mit und beobachtet die Veränderungen und Entwicklungen, der sie unterworfen ist. Die musikalische und künstlerische Vielfalt in der Schweiz ist gross und so ist im Laufe der Jahre das Autor:innennetzwerk von UBWG gewachsen: mehr Ideen, mehr Diskurs, mehr Individualität. So werden Events angeteasert, Releases unter die Lupe genommen, Künstler:innen interviewt, Gear getestet und Kolumnen verfasst. Zusammengefasst: UBWG macht Szene und Clubkultur sichtbar. Durch die stetige Online-Präsenz und mit der im Vergleich zu früher einfachen Vermarktung via digitale Kanäle, hält auch die Kommerzialisierung Einzug in die Szene. Szene findet also nicht mehr nur im Club oder im Plattenladen statt, sie ist salonfähig und vor allem omnipräsent geworden. Und da taucht auch die Frage auf, was denn nun noch als Szene bezeichnet werden kann oder darf. Das Kleine weicht dem Grossen, Einheit der Individualität. Politische und gesellschaftliche Entwicklungen spiegeln sich wider mehr denn je in der Szene, ein öffentlicher Diskurs über Clubkultur findet statt.
Welche positiven und negativen Entwicklungen habt ihr seitdem in der Schweizer Clubkultur und generell im Nachtleben beobachtet?
Wir können hier vor allem von den Entwicklungen in der elektronischen Clubkultur sprechen.
Die Gründung von UBWG im Jahr 2012 fand in etwa zeitgleich mit dem Aufschwung, bzw. mit dem „Erreichen der breiten Masse“ von elektronischer Musik statt. Aus Subkultur ist Kultur geworden, Kommerzialisierung hielt Einzug in die Szene. Damit kämpften unter anderem bereits Jahre zuvor die Macherinnen und Macher der legendären Dachkantine. Der Film „Dachkantine We Miss You“ von Nicole Biermeier, Ravi Vaid und Dion Merz zeigt diese Entwicklung übrigens hervorragend auf. Positiv an einer solchen Kehrtwende ist, dass eine Szene plötzlich die Möglichkeit erhält, gesellschaftlich als Akteur:in einer Kulturlandschaft gesehen und gehört zu werden und auf politischer Ebene Mitspracherecht zu erlangen. Im Gegenzug ist genau diese Anerkennung das, wovon sich eine Subkultur aber auch oft bewusst distanziert. Die klare rebellische Abgrenzung von einer Gesellschaft, das Eintauchen in eine Welt, die ohne Regeln funktioniert.
UBWG und Eventfrog sehen sich beide der Kulturförderung in der Schweiz verpflichtet. Was ist eure Motivation?
Für uns ist Club Kultur. Musik ist Kultur. Und alles und jede:r, der oder die sich damit identifizieren kann, ist Teil dieser Kultur und trägt zu dessen Erhalt und Entwicklung bei. Unsere Plattform verschreibt sich also insofern der Kulturförderung, da wir all das sichtbar machen.
Wie schätzt ihr die kurz- und langfristigen Folgen der Corona-Krise auf die Schweizer Clublandschaft ein?
Wir waren und sind seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie im aktiven Austausch mit verschiedensten Akteur:innen des Nachtlebens. Ohnmacht und Zuversicht wechseln sich ab und waren oder sind noch immer an der Tagesordnung. Einige Clubs haben die Zeit, die nebst dem Kampf um finanzielle Unterstützung noch blieb, genutzt, um sich neu zu positionieren oder Umbauarbeiten vorzunehmen. Leider hat es aber nicht für alle gereicht und das ist tragisch, denn wie in der Gastroszene, waren und sind auch in der Clubszene zahlreiche Arbeitsplätze von den Restriktionen betroffen. Kulturförderung bedeutet in unserer Auffassung auch Kulturerhalt. Für Letzteren wurde schlicht und einfach zu wenig unternommen.
Seht ihr dabei auch positive Aspekte?
Natürlich sind während der Corona-Pandemie auch tolle neue Projekte entstanden, die vielleicht in der Vor-Pandemie-Zeit gar keine Aufmerksamkeit erfahren hätten. Erlischt hier etwas, kann da etwas Neues entstehen. Auch hören wir von vielen Musiker:innen, dass sie durch die Abwesenheit von Veranstaltungen vielmehr Zeit im Studio verbringen konnten, den Fokus auf das Tüfteln und Produzieren schärfen konnten.
In euren eigenen Worten: Wieso ist das Nachtleben für unsere Gesellschaft so enorm wichtig?
Beim Ausgehen geht es oft um viel mehr als „nur“ um das Feiern, Abschalten und Kopf durchlüften. Beispielsweise darum, dass man sich in eine urteilsfreie, sogar identitätsstiftende „Safe Zone“ begibt, die frei von Konventionen und gesellschaftlichen Gepflogenheiten ist. Für wiederum andere ist es die Musik, die Pflege von Kontakten, das Eintauchen in eine „Bubble“. Es gibt nicht nur die eine Szene, Varietät zeichnet das Nachtleben aus und macht es erst interessant. Und nicht zu vergessen: Wo gefeiert wird, wird auch gearbeitet. So wie es diejenigen gibt, die für den Tag leben, gibt es diejenigen, die für die Nacht leben – und genau hier braucht es mehr gesellschaftliche Toleranz, im besten Falle Akzeptanz. Als Interessenvertreterin dafür fungiert beispielsweise in Zürich die Bar- und Clubkommission. Sie verhandelt zwischen Verwaltungsapparat und Bar- und Clubbetreibern.
Und zum Abschluss: Wie sehr freut ihr euch, endlich wieder Partys feiern und veranstalten zu dürfen?
Wir sind ja per se keine Veranstalter:innen. Aber die Ausnahme bestätigt die Regel: So feiern wir am 27. November in der Photobastei den „Club Dihei Live Replay“. Der „Club Dihei“ war unser Live-Stream-Projekt während des Lockdowns, welches wir nutzten, um auf von den Restriktionen betroffene Sektoren aufmerksam zu machen und Spenden zu sammeln. An der Party bringen wir also die Künstler:innen aus den Streams endlich vors Publikum! Die Vorfreude ist entsprechend gross, denn während der Produktionen hatten wir das Glück, tolle Musiker:innen im kleinen Rahmen live zu erleben. Dies nun mit Freunden und Bekannten zu teilen, ist toll.
Vielen Dank für das interessante Interview lieber Patrick und liebe Aline. Wir freuen uns riesig über unsere gemeinsame Partnerschaft.