Konstantin TIMOKHINE Horn & Merit EICHHORN Orgel
ZWISCHEN DEN WELTEN
Camille Saint-Saëns (1835–1921) Morceau de Concert, op. 94
Gabriel Fauré (1845–1924) Pavane, op. 50
Edwin Lemare (1865–1934) / Georges Bizet (1838–1875) Carmen Suite (Orgel solo)
Naji Hakim (1955) Suite Rhapsodique
Hans Zimmer (1957) Cornfield Chase (aus „Interstellar“)
Konstantin Timokhine (1973) / John Williams (1932) Tribute to John Williams
Lev Kogan (1927–2007) Preyer & Merry Dance
EINFÜHRUNG: ZWISCHEN DEN ZEITEN, ZWISCHEN DEN KLÄNGEN
Der Silvesterabend ist ein Schwellenmoment. Wir stehen mit einem Bein im Vergangenen, mit dem anderen tasten wir bereits nach der Zukunft. Es ist eine Zeit „zwischen den Welten“ – genau wie das heutige Konzertprogramm. Statt des lauten Getöses von Böllern und Raketen auf der Straße laden Konstantin Timokhine und Merit Eichhorn dazu ein, ein inneres Feuerwerk zu erleben.
Die Kombination aus Horn und Orgel ist prädestiniert für diesen Moment des Übergangs. Die Orgel, die „Königin der Instrumente“, füllt mit ihrer unendlichen Lunge den Kirchenraum, repräsentiert das Ewige, das Fundament, den Himmel. Das Horn hingegen ist die menschliche Stimme unter den Blasinstrumenten – warm, heldenhaft, wehmütig und zutiefst emotional.
„Zwischen den Welten“ ist auch geografisch und
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Konstantin TIMOKHINE Horn & Merit EICHHORN Orgel
ZWISCHEN DEN WELTEN
Camille Saint-Saëns (1835–1921) Morceau de Concert, op. 94
Gabriel Fauré (1845–1924) Pavane, op. 50
Edwin Lemare (1865–1934) / Georges Bizet (1838–1875) Carmen Suite (Orgel solo)
Naji Hakim (1955) Suite Rhapsodique
Hans Zimmer (1957) Cornfield Chase (aus „Interstellar“)
Konstantin Timokhine (1973) / John Williams (1932) Tribute to John Williams
Lev Kogan (1927–2007) Preyer & Merry Dance
EINFÜHRUNG: ZWISCHEN DEN ZEITEN, ZWISCHEN DEN KLÄNGEN
Der Silvesterabend ist ein Schwellenmoment. Wir stehen mit einem Bein im Vergangenen, mit dem anderen tasten wir bereits nach der Zukunft. Es ist eine Zeit „zwischen den Welten“ – genau wie das heutige Konzertprogramm. Statt des lauten Getöses von Böllern und Raketen auf der Straße laden Konstantin Timokhine und Merit Eichhorn dazu ein, ein inneres Feuerwerk zu erleben.
Die Kombination aus Horn und Orgel ist prädestiniert für diesen Moment des Übergangs. Die Orgel, die „Königin der Instrumente“, füllt mit ihrer unendlichen Lunge den Kirchenraum, repräsentiert das Ewige, das Fundament, den Himmel. Das Horn hingegen ist die menschliche Stimme unter den Blasinstrumenten – warm, heldenhaft, wehmütig und zutiefst emotional.
„Zwischen den Welten“ ist auch geografisch und stilistisch wörtlich zu nehmen. Wir reisen heute Abend von den eleganten Salons der französischen Romantik in die feurigen Arenen Spaniens, tauchen ein in die mystische Klangwelt jüdischer Folklore und landen schließlich im modernen Hollywood, dessen symphonische Wucht längst die Nachfolge der großen Opern angetreten hat. Es ist ein Abend, der Grenzen auflöst: zwischen Sakralem und Profanem, zwischen E-Musik und U-Musik, zwischen dem alten und dem neuen Jahr.
WERKBESPRECHUNGEN
Französische Eleganz: Saint-Saëns und Fauré
Der Abend eröffnet mit Camille Saint-Saëns’ „Morceau de Concert“. Ursprünglich als Wettbewerbsstück für das Pariser Konservatorium konzipiert, ist es weit mehr als eine technische Etüde. Saint-Saëns, selbst ein brillanter Organist, verstand es meisterhaft, die klanglichen Möglichkeiten eines Instruments auszuloten. Das Stück verlangt dem Hornisten alles ab: von lyrischen, gesanglichen Linien bis hin zu virtuosen Läufen und dramatischen Fanfaren. Es ist ein Werk voller Lebensfreude und optimistischer Energie – ein idealer Start in einen festlichen Abend.
Im Kontrast dazu steht die berühmte „Pavane“ von Gabriel Fauré. In ihrer Bearbeitung für Horn und Orgel verliert sie nichts von ihrer zarten Melancholie. Die Pavane war ursprünglich ein langsamer Schreittanz des spanischen Hofes, doch bei Fauré wird sie zu einem schwebenden Gemälde in Pastellfarben. Die Orgel übernimmt hier den Part des sanft pulsierenden Orchesters, über dem das Horn eine Melodie von unendlicher Schönheit und Zerbrechlichkeit spinnt. Es ist ein Moment des Innehaltens, der Rückschau, passend zu den letzten Stunden des Jahres.
Oper ohne Worte: Carmen auf der Orgel
Mit der „Carmen Suite“ betreten wir die Welt der großen Oper. Georges Bizets Meisterwerk über die schicksalhafte Liebe der Carmen und des Don José ist voll von Melodien, die zum weltweiten Kulturgut gehören. Doch heute hören wir sie in einem neuen Gewand: Merit Eichhorn präsentiert an der Orgel eine Transkription, die auf Edwin Lemare zurückgeht. Lemare war einer der berühmtesten Orgelvirtuosen seiner Zeit und bekannt dafür, ganze Orchesterwerke auf die Orgel zu übertragen. Er nutzt die Farbenvielfalt der Register, um die verschiedenen Instrumente des Orchesters zu imitieren. Die Orgel wird hier zum Opernhaus en miniature – feurig, rhythmisch und mitreißend.
Rhythmus und Mystik: Hakim und Kogan
Einen modernen Kontrapunkt setzt die „Suite Rhapsodique“ von Naji Hakim. Der im Libanon geborene und in Frankreich wirkende Komponist und Organist (Nachfolger von Olivier Messiaen an der Église de la Trinité in Paris) verbindet in seiner Musik oft westliche Tradition mit östlichen Einflüssen und jazzigen Rhythmen. Die Suite ist ein Dialog auf Augenhöhe zwischen Horn und Orgel. Im ersten Satz (Prélude) wechseln sich declamatorische Phrasen mit virtuosen Passagen ab. Der zweite Satz (Valse) ist ein humorvolles, fast skurriles Scherzo, das den Walzertakt immer wieder bricht. Der finale Satz (Danse) ist ein rhythmisches Feuerwerk, das den Kirchenraum zum Tanzen bringt.
Mit Lev Kogans „Nigunim“ betreten wir eine spirituelle Welt. „Nigun“ bezeichnet im Judentum eine religiöse Melodie oder einen chant, der oft ohne Worte gesungen wird und der mystischen Erhebung der Seele dient. Kogan fängt in diesem Zyklus die Essenz chassidischer Musik ein: die tiefe Trauer, die plötzlich in ekstatische Freude umschlagen kann. Das Horn imitiert hier den Klang der menschlichen Stimme – mal klagend, mal jauchzend –, während die Orgel den harmonischen Teppich auslegt, der tief in der Tradition verwurzelt ist.
Großes Kino: Von Interstellar bis Star Wars
Den Abschluss des Programms bildet ein Sprung in die Gegenwart, in die Kathedralen der Moderne: die Kinosäle. Filmmusik ist die Programmmusik des 20. und 21. Jahrhunderts, und keine zwei Namen stehen mehr dafür als Hans Zimmer und John Williams.
Hans Zimmer schuf mit dem Soundtrack zu „Interstellar“ ein epochales Werk. Das Stück „Cornfield Chase“ ist untrennbar mit dem Klang der Orgel verbunden – Zimmer selbst nahm den Soundtrack in der Londoner Temple Church auf. Die repetitive, minimalistische Struktur, die sich langsam zu einer gewaltigen Klangwand aufbaut, symbolisiert die Unendlichkeit des Weltraums und die verstrichtene Zeit. In der Kirche entfaltet dieses Werk seine volle, fast transzendentale Wirkung.
Zum grandiosen Finale zollt Konstantin Timokhine mit seinem „Tribute to John Williams“ dem Großmeister der Filmmusik Tribut. Williams hat das Horn wie kaum ein anderer Komponist als heroisches Leitinstrument etabliert. Ob der Suspense in „Jurassic Parc.“, die Sehnsucht in "JFK", der Humor in „Das Terminal“ oder die epische Wucht von „E.T.“ und „Star Wars“ – diese Melodien sind Teil unseres kollektiven Gedächtnisses. In der Bearbeitung für Horn und Orgel verschmelzen diese Themen zu einer symphonischen Fantasie. Es ist Musik, die Geschichten erzählt, die Mut macht und die mit einem triumphalen Gestus das neue Jahr begrüßt.
DIE KÜNSTLER
Konstantin Timokhine (Horn)
Der Hornist Konstantin Timokhine ist ein musikalischer Grenzgänger par excellence. Geboren in eine Musikerfamilie, absolvierte er seine Studien mit Auszeichnung und etablierte sich schnell als einer der vielseitigsten Hornisten seiner Generation. Als Solohornist spielte er in renommierten Orchestern wie dem Orchestre de la Suisse Romande und dem Opernhaus Zürich. Doch Timokhine lässt sich nicht auf eine Rolle festlegen. Seine Leidenschaft gilt gleichermaßen dem modernen Ventilhorn wie dem historischen Naturhorn. Er ist Preisträger zahlreicher internationaler Wettbewerbe (u.a. in Genf und Prag) und tritt weltweit als Solist und Kammermusiker auf. Besonders hervorzuheben ist seine Fähigkeit, über den Tellerrand der Klassik hinauszublicken. Ob Jazz, Crossover-Projekte oder seine Tätigkeit als Dirigent – Timokhine sucht stets den unmittelbaren Ausdruck und die emotionale Verbindung zum Publikum. Seine Interpretationen zeichnen sich durch eine enorme dynamische Bandbreite, technische Perfektion und einen unverwechselbaren, warmen Ton aus, der das Horn wahrlich singen lässt.
Merit Eichhorn (Orgel)
Merit Eichhorn ist eine Organistin, die das Klischee der „Kantorin auf der Empore“ weit hinter sich lässt. Sie versteht die Orgel als ein konzertantes Instrument voller Farben und Möglichkeiten. Nach ihrem Studium der Kirchenmusik und Konzertfach Orgel hat sie sich einen Namen durch ihre kreative Programmgestaltung gemacht. Sie ist nicht nur eine Bewahrerin der großen Orgelliteratur von Bach bis Reger, sondern sucht aktiv den Dialog mit anderen Künsten und Instrumenten. Ihre Konzerttätigkeit führt sie durch ganz Europa. Neben ihrer solistischen Arbeit ist sie eine gefragte Kammermusikpartnerin. Ihre besondere Stärke liegt in der Transkription und Improvisation, was ihr ermöglicht, Werke wie die „Carmen Suite“ so farbenreich zu registrieren, dass man das Orchester förmlich vor sich sieht. Merit Eichhorn lebt und wirkt in der Schweiz, wo sie durch ihre innovative Konzertarbeit das kulturelle Leben maßgeblich bereichert. Ihr Spiel zeichnet sich durch rhythmische Präzision, virtuose Leichtigkeit und ein tiefes Verständnis für die Akustik des Raumes aus.
SCHLUSSWORT
Wenn die letzten Töne von Lev Kogan verklungen sind, entlassen wir Sie nicht in die Stille, sondern in die Vorfreude auf das kommende Jahr. Dieses Konzert „Zwischen den Welten“ ist ein Beweis dafür, dass Musik keine Grenzen kennt – weder zeitliche noch stilistische. Nehmen Sie die Energie der „Carmen“, die Spiritualität der „Nigunim“ und die Weite von „Interstellar“ mit in die Silvesternacht.
Wir wünschen Ihnen einen guten Rutsch und ein klangvolles neues Jahr!
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