Eine neue Klanginstallation von meLê yamomo
Der Künstler und Komponist meLê yamomo schöpft aus einer Konstellation klanglicher Quellen. Archivaufnahmen – von einem malaiischen Soldaten in einem deutschen Lager des Ersten Weltkriegs, der seinen Verlust in der Gefangenschaft bekundet; von indigenen Kalinga-Klanglandschaften, die von europäischen Komponisten des frühen 20. Jahrhunderts inmitten der ästhetischen Inbrunst des musikalischen Orientalismus eingefangen wurden; von einer philippinischen Bibliothekarin im Berlin der 1920er Jahre, die antikoloniale Poesie vorträgt; und von einer javanischen Tänzerin auf Europatournee, die die Panji-Epen singt – erklingen als lebendige Spuren des Exils aus dem Berliner Phonogrammarchiv und Lautarchiv.
Diese geisterhaften Stimmen vermischen sich mit zeitgenössischen Feldaufnahmen von meLê und seinem Bruder Jay – Schlafliedern, intimem Gemurmel zwischen Vater und Sohn und Echos aus einem südostasiatischen Dorf, das einst Heimat war. Zusammen bilden sie ein Geflecht aus Entwurzelung und Rückkehr, in dem sich die klanglichen Überreste kolonialer Begegnungen mit familiären Erinnerungen verflechten und zum Hören über ein ganzes Jahrhundert hinweg einladen.
Der Titel Pagtatahip – ein Tagalog-Wort für das traditionelle Worfeln von Reis –
...
mehr anzeigen
Eine neue Klanginstallation von meLê yamomo
Der Künstler und Komponist meLê yamomo schöpft aus einer Konstellation klanglicher Quellen. Archivaufnahmen – von einem malaiischen Soldaten in einem deutschen Lager des Ersten Weltkriegs, der seinen Verlust in der Gefangenschaft bekundet; von indigenen Kalinga-Klanglandschaften, die von europäischen Komponisten des frühen 20. Jahrhunderts inmitten der ästhetischen Inbrunst des musikalischen Orientalismus eingefangen wurden; von einer philippinischen Bibliothekarin im Berlin der 1920er Jahre, die antikoloniale Poesie vorträgt; und von einer javanischen Tänzerin auf Europatournee, die die Panji-Epen singt – erklingen als lebendige Spuren des Exils aus dem Berliner Phonogrammarchiv und Lautarchiv.
Diese geisterhaften Stimmen vermischen sich mit zeitgenössischen Feldaufnahmen von meLê und seinem Bruder Jay – Schlafliedern, intimem Gemurmel zwischen Vater und Sohn und Echos aus einem südostasiatischen Dorf, das einst Heimat war. Zusammen bilden sie ein Geflecht aus Entwurzelung und Rückkehr, in dem sich die klanglichen Überreste kolonialer Begegnungen mit familiären Erinnerungen verflechten und zum Hören über ein ganzes Jahrhundert hinweg einladen.
Der Titel Pagtatahip – ein Tagalog-Wort für das traditionelle Worfeln von Reis – bietet eine richtungsweisende Metapher. Sieben bedeutet trennen, aber auch zirkulieren lassen: Geschichten aufsteigen, sich zerstreuen und neu verdichten lassen. Dies wird sowohl zum konzeptionellen als auch zum kompositorischen Ethos des Stücks.
Konzept und Komposition: meLê yamomo
Spatial Sound Design: Nico Daleman
Kuratierung und Dramaturgie: Jay Yamomo
BETEILIGTE
meLê yamomo hat in Lucena City, Los Baños, Manila, Seoul, Bangkok, Warwick und München gelebt und lebt derzeit zwischen Amsterdam und Berlin. Er ist Assistenzprofessor für Neue Dramaturgien, Medienkulturen, Künstlerische Forschung und Dekolonialität an der Universität Amsterdam, Mitglied der Amsterdam Young Academy und Autor von Sounding Modernities (Palgrave Macmillan, 2018). Er ist Projektleiter und Hauptforscher des EU-JPICH-Projekts Decolonizing Southeast Asian Archives (DeCoSEAS) und des Projekts »Sonic Entanglements« des niederländischen Forschungsrats. meLê ist der vierte Gewinner des Open Ear Award, des renommiertesten Komponistenpreises der Niederlande, und einer der KNAW Early Career Awardees 2020 der Niederländischen Königlichen Akademie der Künste und Wissenschaften. Er ist außerdem Residenzkünstler am Theater Ballhaus Naunynstraße, wo seine Kreationen Echoing Europe, sonus und Forces of Overtones zum Repertoire gehören. meLê kuratiert das Decolonial Frequences Festival und moderiert/produziert den Podcast Sonic Entanglements. In seinen Arbeiten als Künstler und Wissenschaftler beschäftigt sich meLê mit den Themen Klangmigration, queere Ästhetik und post-/dekoloniale Akustemologien.
Weitere Infos: Ort: Hörraum, 2. OG. Kostenfrei. Sprachen: Deutsch / Englisch. Rollstuhlgerecht
weniger anzeigen