Tobias J. Knoblich, der Kulturdezernent der Stadt Erfurt, thematisiert in seinem Essayband die komplexen Erfahrungen eines Lebens in der DDR und die Umbrüche nach der Wende. In 47 miteinander verknüpften Texten verbindet der Autor analytische Reflexionen mit biografischen Erzählungen. Der kritische Ton widerspricht gängigen Narrativen, die Ostdeutschland oft als ideologisch geschädigt darstellen. Statt Nostalgie oder Verharmlosung beleuchtet Knoblich die vollwertigen Lebensrealitäten der Menschen in der DDR. Er beschreibt sowohl tragische Erlebnisse wie den Suizid eines Onkels als auch die Eigenheiten des Alltags. Knoblichs Essays untersuchen die asymmetrische Einheit Deutschlands und kritisieren die ideologischen Glaubenssätze des DDR-Sozialismus. Dabei rückt der Autor die Perspektiven von Ostdeutschen und deren komplexe Identitäten in den Mittelpunkt, um ein differenziertes Bild des Ostens zu zeichnen.
Tobias J. Knoblich, geb. 1971, ist Beigeordneter für Kultur, Stadtentwicklung und Welterbe der Landeshauptstadt Erfurt. Der Kulturwissenschaftler und Kulturmanager studierte an der Humboldt-Universität zu Berlin Kulturwissenschaft, Kulturelle Arbeit/Kulturpolitik und Europäische Ethnologie, promovierte an der Universität Hildesheim und war Gastprofessor an der Universität Leipzig. Er ist Präsident der Kulturpolitischen Gesellschaft e.V.