30.9.2021
Eventfrog ist in den vergangenen Jahren enorm gewachsen und seit Kurzem auch in Deutschland mit dem Ticketverkauf-Angebot aktiv. Bei diesem rasanten Wachstum muss die Plattform trotz erhöhtem Besucheraufkommen und steigender Komplexität stabil funktionieren. Über diesen Spagat, die technischen Hürden, das frühzeitige Erkennen und Eliminieren von Risiken, sowie einiges mehr haben wir mit Mike Müller, CEO, CTO und Mitgründer von Eventfrog gesprochen.
Eventfrog ist vor Kurzem in Deutschland gestartet. Wurden im Hinblick auf den Deutschland-Eintritt gezielte Schritte unternommen, um die Stabilität zu gewährleisten?
Der Eintritt in den deutschen Markt ist für Eventfrog ein grosser Schritt, der zahlreiche Plattformanpassungen mit sich brachte. Es gibt in der EU einige rechtliche Rahmenbedingungen, die wir beachten mussten. Wir bauten also zahlreiche neue Funktionalitäten ein und mussten aber immer darauf schauen, dass die Performance nicht beeinträchtigt wird. Um skalierbar zu bleiben und mit der höheren Serverlast umgehen zu können, haben wir nicht nur die Hardware ausgebaut, sondern auch die Software weiter optimiert. Dann haben wir neu auch Server an verschiedenen Standorten, um z.B. auch bei Problemen mit Stromzufuhr oder Klimageräten ausweichen zu können.
Was ist aus deiner Sicht wichtiger: schnelles Wachstum oder Stabilität?
Die Stabilität hat bei uns immer Vorrang. Obwohl man als Start-up natürlich so schnell wachsen will wie möglich. Aber Stabilität ist die Grundvoraussetzung, damit wir als Ticketverkauf-Plattform das Vertrauen der Veranstalter:innen und Ticketkäufer:innen haben und überhaupt wachsen können. Unsere Veranstalter:innen schätzen es natürlich auch, dass wir beispielsweise aufgrund der Pandemie sehr rasch neue Funktionen einführten, welche die Veranstaltenden in dieser schwierigen Phase unterstützen. Trotz dieser hohen Geschwindigkeit durchläuft die Umsetzung solcher Funktionen bei uns aber einen Entwicklungsprozess, der für die Sicherheit sorgt, damit Fehler intern erkannt und behoben werden, bevor die Funktion live ist.
Was unternimmt Eventfrog, um skalierbar zu bleiben und trotz schnellem Wachstum eine hohe Stabilität zu garantieren?
Wir haben uns aus Gründen der Qualität schon zu Beginn bewusst dafür entschieden, die gesamte Softwareentwicklung intern zu halten. Unser interdisziplinäres Produktentwicklungs-Team, welches wir kontinuierlich ausbauen, entwickelt die Software laufend weiter und tauscht sich regelmässig aus, um das Fachwissen im Team kontinuierlich zu steigern.
Gleichzeitig setzen wir auf bewährte und zuverlässige Partner. Im Bereich der Hardware arbeiten wir mit aspectra, einem der renommiertesten Schweizer Hosting-Anbieter, zusammen. Software-seitig bauen wir auf dem skalierbaren Framework der E-Commerce-Agentur MySign auf, welches auch bei anderen grossen Onlineshops im Einsatz ist. Während die Software laufend weiterentwickelt wird, investieren wir auch laufend in unsere IT-Infrastruktur, um flexibel auf erhöhtes User-Aufkommen reagieren zu können.
Welche Risiken gibt es, die zur Instabilität der Plattform führen können?
Im Zusammenspiel von Hardware und Software gibt es unterschiedliche Bestandteile, die für ein unerwünschtes Verhalten der Plattform verantwortlich sein können. Das Weiterentwickeln der Plattform birgt stets ein gewisses Gefahrenpotenzial. Eventfrog startete vor ungefähr fünf Jahren mit einer Ticketverkauf-Plattform, welche die Grundvoraussetzungen für einen Ticketverkauf von kleinen und mittelgrossen Events erfüllte. Mittlerweile bieten wir Veranstaltenden komplexe Funktionen an, sodass auch grosse Events mit höchsten Anforderungen über Eventfrog abgewickelt werden. Gleichzeitig entwickeln sich auch die Technologien laufend weiter, was zu weiteren Anpassungen an der Plattform führt.
Eine hundertprozentige Sicherheit, dass eine Online-Plattform 365 Tage im Jahr ohne Unterbruch läuft, gibt es leider nicht. Das sieht man auch daran, dass selbst internationale Tech-Giganten, wie Facebook, WhatsApp oder Twitter in unregelmässigen Abständen nicht erreichbar sind.
Wie versucht Eventfrog Softwarefehler frühzeitig zu erkennen und zu eliminieren?
Der agile Entwicklungsprozess unserer Produktentwicklung ist hierfür enorm wichtig. Wie bereits erwähnt, durchläuft eine Funktion mehrere Phasen, bis sie auf der Plattform ersichtlich ist. Neue Funktionen werden bereits von den Entwickler:innen lokal getestet und durchlaufen ein Review, bevor sie im Intranet durch unsere Plattform-Tester:innen detailliert überprüft werden. Dadurch können die meisten potenziellen Fehlerquellen ausfindig gemacht und eliminiert werden.
Wir haben zudem bereits vor rund zwei Jahren begonnen, unser Testing auszubauen und zu automatisieren, sodass die Funktionsfähigkeit einer Funktion nicht nur manuell überprüft wird, sondern durch automatisierte Tests regelmässig gewährleistet ist.
Natürlich monitoren wir unsere Server-Infrastruktur auch permanent mit verschiedenen Tools, die Anomalien entdecken und melden. Stolz sind wir auch auf unsere Health Checks: Das sind viele kleine Programme, die laufend Plausibilitätschecks an unserer Plattform machen. Dadurch kann unser System rasch selbstständig erkennen, wenn etwas nicht so ist, wie es sein sollte.
Gleichzeitig arbeiten wir eng im Team zusammen, sodass potenzielle Fehler, die beispielsweise im Kundensupport gemeldet werden, sehr schnell an die Produktentwicklung übergeben werden und dort priorisiert und behoben werden können.
Einige User:innen haben auch schon den Update-Screen gesehen. Was geschieht in diesem Moment im Hintergrund?
In diesem Zeitfenster findet ein Produktiv-Update statt. Eigentlich sollte möglichst nie jemand diesen Screen sehen. In aller Regel versuchen wir, die Updates unter der Woche in der Nacht durchzuführen, damit möglichst wenige User:innen einen Unterbruch erleben. Ausserdem sind wir bemüht, die Update-Zeit so kurz wie möglich zu halten. Für Produktiv-Updates gibt es unterschiedliche Gründe. Normalerweise ist der Grund die Einführung einer neuen Funktion oder die Weiterentwicklung einer bestehenden Funktion. Der unangenehmste Auslöser für ein Produktiv-Update ist, wenn ein kritischer Bug besteht, welcher sofort behoben werden muss.
Welche Schritte werden in Zukunft mit Blick auf das weitere Wachstum mit Bezug auf die Plattform-Stabilität noch unternommen?
Es gibt eine ganze Reihe von Dingen, die wir in diesem Bereich noch vorhaben. Einerseits wollen wir die Server-Infrastruktur noch weiter ausbauen, um so noch mehr Redundanz zu erhalten. Dazu wollen wir die verschiedenen Services unserer Plattform auf ganz verschiedene Hardware verteilen und mehrfach installieren. Je mehr Redundanz unsere Infrastruktur aufweist, desto unwahrscheinlicher wird es, dass unsere Plattform nicht erreichbar ist.
Wir wollen aber auch unser automatisiertes Testing noch weiter ausbauen, damit noch mehr Fehler schon in der Entwicklung oder spätestens auf der Testplattform automatisch entdeckt werden. Automatisierte Tests helfen auch sogenannte Nebeneffekte von neuen Funktionen auf schon länger bestehende Funktionalitäten zu entdecken. Unser Ziel ist es, in Zukunft möglichst alle möglichen Fälle mit Tests abdecken zu können. Jede:r Informatiker:in weiss aber, dass dieses Ziel nie ganz erreicht werden kann.
Wir werden künftig auch vermehrt grosse Lasttests durchführen. Das sind ebenfalls automatisierte Tests, die nicht eine einzelne Funktion testen, sondern simulieren, dass Tausende oder Hunderttausende von User:innen sich zeitgleich auf der Plattform befinden. Dadurch kann man auch herausfinden, an welchen Stellen die Plattform bei grosser Last z.B. langsam wird oder im schlimmsten Fall fehlerhaft oder gar nicht mehr funktioniert.
Stabilität ist also nicht ein Thema, das wir einfach mal abhaken können. Es wird uns weiter begleiten und immer höchste Priorität haben.
Mike, was bietet Eventfrog seinen Mitarbeitenden und weshalb lohnt es sich, die Bewerbung bereits heute abzuschicken?
Bei Eventfrog findest du keine traditionelle Hierarchie, unsere Organisationsform heisst Holacracy. Jedes Teammitglied hat damit die Möglichkeit unsere interne Organisationsstruktur anzupassen und zu verbessern, wenn etwas nicht effizient läuft. Wer Selbstverantwortung übernehmen will und gleichzeitig etwas mit seiner Arbeit bewirken will, ist bei uns richtig.
Wir arbeiten alle mit Herzblut daran, unsere Plattform zu verbessern und unserer Vision jeden Tag einen Schritt näherzukommen. Wir sind immer offen für Neues und auf der Suche nach Ideen, mit denen wir die Branche weiter revolutionieren können. Homeoffice, flexible Jahresarbeitszeiten, Gratiseintritt zu gesponserten Events und weitere Vorteile sind inklusive.