Verweigerung, Infiltration und die Gabe
Nach der Einladung, im Herbst 2025 im Kunsthaus Bregenz auszustellen, entschied der*die Künstler*in, die eigene Identität geheim zu halten. Nicht als Rückzug, sondern als Methode: eine bewusste Verweigerung der Ökonomien von Autor*innenschaft, Vermächtnis und Sichtbarkeit.
Während Anonymität sich als Instrument bewährt hat, um Zensur oder Unterdrückung in einem Kontext des „Widerstands“ zu umgehen, stellt diese Person hier die Beweggründe von Autor*innenschaft und der damit verbundenen Ökonomien zur Diskussion. Wenn es keine klar identifizierbare Instanz oder Person/en gibt, denen das Werk zugeschrieben werden kann, müssen die Fragen nach dem kreativen Impuls, nach Produktionsweise, Ästhetik und Bezüge auf frühere Werke neu und anders gestellt werden.
Was bleibt, ist ein antikapitalistisches Angebot, das jene Systematik von Analyse und Interpretation sabotiert, die Identität in einem kunsthistorischen und kulturellen Kontext ermöglicht.
Im obersten Geschoss des Kunsthaus Bregenz wird ein modulares 7,2 mal 7,2 Meter großes Haus installiert, das aus 249 einzelnen Aluminiumteilen und zwei Glasscheiben besteht. Es ist vollständig bewohnbar, mit Schlafbereich, Küche, Bad und einem versenkbaren Tisch. Über das Kunsthaus Bregenz ist es an Strom,
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Verweigerung, Infiltration und die Gabe
Nach der Einladung, im Herbst 2025 im Kunsthaus Bregenz auszustellen, entschied der*die Künstler*in, die eigene Identität geheim zu halten. Nicht als Rückzug, sondern als Methode: eine bewusste Verweigerung der Ökonomien von Autor*innenschaft, Vermächtnis und Sichtbarkeit.
Während Anonymität sich als Instrument bewährt hat, um Zensur oder Unterdrückung in einem Kontext des „Widerstands“ zu umgehen, stellt diese Person hier die Beweggründe von Autor*innenschaft und der damit verbundenen Ökonomien zur Diskussion. Wenn es keine klar identifizierbare Instanz oder Person/en gibt, denen das Werk zugeschrieben werden kann, müssen die Fragen nach dem kreativen Impuls, nach Produktionsweise, Ästhetik und Bezüge auf frühere Werke neu und anders gestellt werden.
Was bleibt, ist ein antikapitalistisches Angebot, das jene Systematik von Analyse und Interpretation sabotiert, die Identität in einem kunsthistorischen und kulturellen Kontext ermöglicht.
Im obersten Geschoss des Kunsthaus Bregenz wird ein modulares 7,2 mal 7,2 Meter großes Haus installiert, das aus 249 einzelnen Aluminiumteilen und zwei Glasscheiben besteht. Es ist vollständig bewohnbar, mit Schlafbereich, Küche, Bad und einem versenkbaren Tisch. Über das Kunsthaus Bregenz ist es an Strom, Wasser und das Abwassersystem angeschlossen — der Einbau wird zum Parasit.
Parasitäre Architektur ist eine Praxis, bei der eine neue Struktur an einen bestehenden Bau angefügt wird. Der Parasit profitiert von der Infrastruktur des Wirts, wobei hier im Kunsthaus Bregenz Parasit und Wirt eine symbiotische Beziehung eingehen sollen.
Besucher*innen der Ausstellung sind eingeladen, den Raum zu bewohnen — sich zu setzen, sich hinzulegen, Kaffee zuzubereiten, das Badezimmer zu benutzen. Nach Ende der Ausstellung bleibt das Haus als bewegliche Künstler*innenresidenz erhalten: eine lebendige, funktionierende Struktur, gebaut, um zerlegt und andernorts wieder zusammengesetzt zu werden. Das Haus verfügt über ein Handbuch, das Schritt-für-Schritt-Anweisungen für seine erneute Montage enthält. Es versteht sich als Werkzeug — bewusst unfertig —, allein bewährt durch seine Zweckmäßigkeit.
Auf den darunterliegenden Geschossen spiegeln architektonische Verkleidungen die Konstruktion des Hauses. Die flexiblen Membranen sind so entworfen, dass sie sich unterschiedlichen Klimabedingungen strukturell anpassen.
Das Modulhaus steht nicht zum Verkauf, darf nicht besessen oder archiviert werden. Es existiert, damit Menschen in ihm leben, es weitergeben, verändern oder einem anderen Zweck zuführen. Es widersetzt sich dem Nachleben der Kunst als Ware und sabotiert so eine Logik, die Wert mit Beständigkeit oder Sichtbarkeit mit Wahrheit gleichsetzt.
Das Haus wird mit den finanziellen Ressourcen der Ausstellung gebaut. Flexibilität ist hier keine ästhetische Geste, sondern eine politische Haltung. Das Haus passt sich den Bedingungen an: dem Klima, dem Kontext, dem Gebrauch. Es handelt sich um Architektur ohne Verpflichtung, eine Form, die geschaffen wurde, um die Systeme, durch die sie überlebt, zu überdauern.
Der Prototyp wird ______________ geschenkt.
███████ wird von einer Gruppe von Menschen ermöglicht, die nicht genannt werden möchten. Das Team des Kunsthaus Bregenz hat eine Vertraulichkeitserklärung unterzeichnet, um die Identitäten der beteiligten Personen zu schützen.
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