Gloria ist wenig begeistert, als ihre puerto-ricanischen Nachbar:innen sie verzweifelt bitten, ihren sechsjährigen Sohn Phil kurzfristig aufzunehmen. Die Ex-Geliebte eines Mafiabosses lebt zurückgezogen und zufrieden mit ihrer Katze – und sie mag keine Kinder, "especially not yours". Doch als die Familie kurz darauf brutal ermordet wird, hat Gloria den kleinen Möchtegern-Macho am Hals und weiss, dass das Syndikat hinter ihnen her ist. Phils Vater war Buchhalter der Mafia und hat dem Jungen in letzter Minute ein brisantes Notizbuch anvertraut. Eine atemlose Flucht durch New York beginnt. In seinem populärsten Film kehrt John Cassavetes die Konventionen des Gangsterfilms ironisierend um und schafft ein berührendes Psychodrama über Annäherung, Verantwortung und unerwartete Zärtlichkeit. Dafür gab es in Venedig den Goldenen Löwen und für Gena Rowlands die zweite Oscarnominierung. Taff, müde und mit unerwarteter Entschlossenheit spielt sie die widerwillige Beschützerin, die ungeahnte Gefühle entwickelt. "Gloria" lebt von der Chemie zwischen ihr und dem jungen Laiendarsteller John Adames. "Diese Beziehung mag Cassavetes auch mit dem Schluss nicht zerbrechen und führt vor, dass sich rauer Realismus und märchenhafte Magie nicht ausschliessen. Man hätte das Ende noch besser machen können, meinte er später. Wie, kann sich niemand vorstellen." (Johannes Binotto)