Wenn es »große« Kriege gibt oder ein großer Krieg »Jubiläum« feiert, erinnern sich Theaterleiter, Regisseure und Dramaturgen daran, dass Karl Kraus ein inkommensurables Drama namens »Die letzten Tage der Menschheit« geschrieben hat, das zu großen Teilen im Ersten Weltkrieg und über eben diesen Krieg geschrieben wurde. Inkommensurabel ist es schon deshalb, weil es in der Druckfassung rund 800 Seiten umfasst und auf der Bühne etwa 30 Stunden dauern würde. Kein Wunder, dass es nie vollständig auf einer Bühne realisiert wurde.
Kraus selbst hielt eine vollständige Aufführung für unmöglich und widmete das Werk einem »Marstheater«. Teilaufführungen jedoch gab es viele, Konjunktur hatte es etwa im Jahr 2014 und erneut 2025: bei den Salzburger Festspielen, deren Inszenierung auch das Wiener Burgtheater übernommen hatte, sowie an der Oper Köln mit einem Musiktheater nach Kraus’ Text.
Prof. Dr. phil. Jens Malte Fischer wird in seinem Vortrag in dieses Drama einführen und diese Einführung mit Beispielen aus Aufführungen illustrieren. Er ist Mitglied der Mainzer Akademie und war bis 2009 Professor für Theaterwissenschaft an der Universität München. 2020 erschien seine Biografie Karl Kraus. Der Widersprecher, für die er mit dem Bayerischen Buchpreis ausgezeichnet wurde.