<p>Konventionen phantasievoll überwinden</p>
<p>Mit einer bildhauerischen Position beendet die Galerie.Z das heurige Ausstellungsjahr. Zu sehen gibt es Werke des gebürtigen Steirers Kurt Spitaler. Kunstinteressierten im Land dürfte er kein Unbekannter sein. Hat er doch im Herbst 2022 in der Galerie allerArt in Bludenz gastiert. Jetzt also bringt seine Bildhauerkollegin Franziska Stiegholzer in der Funktion als Kuratorin den unermüdlichen Experimentierer mit der Schau "un_konventionell" nach Hard.</p>
<p>Die Schönheit im Alltäglichen<br>Kurt Spitaler hat in Wien sowohl Soziologie als auch Bildhauerei bei Wander Bertoni und Bruno Gironcoli studiert. Als wesentliche Grundgedanken in seiner Arbeit nennt er die Neuinterpretation der Alltagswelt, das Agieren jenseits von bekannten Spielräumen sowie das Aufzeigen von Möglichkeiten und über scheinbar definierte Grenzen hinwegzusehen. Handelsübliche Gebrauchsgegenstände wie Eimer oder Kanister bis hin zu Möbelstücken bilden dabei die Ausgangslage. Was gemeinhin als banal und künstlerisch belanglos wahrgenommen wird, erfährt durch Kurt Spitalers Interventionen ebenso effektvolle wie raffinierte Umdeutungen.</p>...
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<p>Konventionen phantasievoll überwinden</p>
<p>Mit einer bildhauerischen Position beendet die Galerie.Z das heurige Ausstellungsjahr. Zu sehen gibt es Werke des gebürtigen Steirers Kurt Spitaler. Kunstinteressierten im Land dürfte er kein Unbekannter sein. Hat er doch im Herbst 2022 in der Galerie allerArt in Bludenz gastiert. Jetzt also bringt seine Bildhauerkollegin Franziska Stiegholzer in der Funktion als Kuratorin den unermüdlichen Experimentierer mit der Schau "un_konventionell" nach Hard.</p>
<p>Die Schönheit im Alltäglichen<br>Kurt Spitaler hat in Wien sowohl Soziologie als auch Bildhauerei bei Wander Bertoni und Bruno Gironcoli studiert. Als wesentliche Grundgedanken in seiner Arbeit nennt er die Neuinterpretation der Alltagswelt, das Agieren jenseits von bekannten Spielräumen sowie das Aufzeigen von Möglichkeiten und über scheinbar definierte Grenzen hinwegzusehen. Handelsübliche Gebrauchsgegenstände wie Eimer oder Kanister bis hin zu Möbelstücken bilden dabei die Ausgangslage. Was gemeinhin als banal und künstlerisch belanglos wahrgenommen wird, erfährt durch Kurt Spitalers Interventionen ebenso effektvolle wie raffinierte Umdeutungen.</p>
<p>Gekonnt spielt er mit der eindeutigen Zuordenbarkeit und dem Wiedererkennungswert der verwendeten Dinge, die jeder beispielsweise im Baumarkt erwerben kann. Einerseits erweckt er damit bei den Betrachter:Innen wohliges Vertrauen, andererseits bereitet er mittels seiner speziellen Methoden den Boden für Verunsicherung. Indem er simple Holzbretter im wahrsten Sinne des Wortes vernäht, Töpfe verschnürt, Kübel verzurrt oder Sesselteile umwickelt und Garderobenständer miteinander verknüpft, schafft er neue Realitäten. Dies entspricht seinem Credo, das er folgendermaßen postuliert: "Niemals anerkenne die Realität als Dogma vorgefertigter Erscheinungen." Wenig verwundert es demnach, dass Kurt Spitaler von Konventionen unbeeindruckt, phantasievolle und von Normen befreite Verfremdungen bevorzugt.</p>
<p>Möglichkeiten schöpferisch ausloten<br>Stets auf der Suche nach verborgenen Möglichkeiten, ist Kurt Spitaler vor allem beim Prinzip des additiven Zusammenfügens von Einzelteilen fündig geworden. Regelmäßig häuft er einzelne Objekte zu außergewöhnlichen Gebilden an, die auf sehr prägnante Art und Weise miteinander verbunden sind. Besonders auffallend sind die leuchtend roten Schnüre und Seile, mit denen er Objekte zusammennäht. Die sorgfältig gesetzten Stiche, mit denen er die unterschiedlichen Materialien durchdringt, lassen unweigerlich Assoziationen zu chirurgischen Eingriffen aufkommen. Ob mit markanten Nähten oder Kabelbindern vereint, die so gestalteten skulpturalen Objekte lassen ganz im Sinne des Künstlers neue Realitäten imaginieren. Er selbst sieht in "Imagine" den perfekten Überbegriff für seine Arbeiten.</p>
<p>Gemeinschaftlicher Halt<br>In Hinblick auf Kurt Spitalers Ausbildung zum Soziologen erscheint es gerechtfertigt, seine komplexen Gefüge über die rein künstlerische Perspektive als gesellschaftliche Metaphern zu betrachten. Die Gefahr einer Überinterpretation scheint somit gebannt. Erachtet man die einzelnen Komponenten als solitäre Individuen, so könnte man in ihrem Zusammenschluss eine Gemeinschaft erkennen. Das individuelle Potential bleibt erhalten, zumal die Nähte und anderen Verbindungen wieder gelöst werden können. Im Miteinander bietet sich jedoch die Chance, die Möglichkeiten zu vervielfachen und die Wirkung zu steigern. Schließlich liegt es an jedem einzelnen, die unkonventionellen Gebilde des Künstlers als Symbole für ein Miteinander gelten zu lassen.</p>
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