Würden wir heute Adriana Ferrarese del Bene begegnen, wir würden sie vermutlich für eine typische Primadonna halten: nicht frei von Allüren und verstrickt in viele Theaterintrigen, doch mit bezauberndem Gesicht und einer unverwechselbaren Art zu singen; mit ihrem Ehemann und Agenten Luigi del Bene im Schlepptau und ihrem Geliebten Lorenzo di Ponte in nicht allzu großer Entfernung; mit einem halben Dutzend weiterer Verehrer an der Hand und ein paar Komponisten, die ihr jeden Notenwunsch buchstäblich von den Lippen ablesen mussten. Sie war eine hohe Mezzosopranistin mit einer Vorliebe für Koloratur und weite Sprünge. Auch im Cantabile war sie zu anrührendem »Tragen der Töne« fähig. Ihren Stil fand Mozart viel zu pathetisch, ihre Singart nicht frei von Mängeln, doch viele andere Zeitgenossen priesen sie in den höchsten Tönen, vor allem wenn sie auf ihre pathetische Art ein großes Rondò sang.
