Im Zuge der feministischen Aneignung des Erzählens über weibliche Körper erfährt das Schreiben über Geburt neues Interesse. Die Zürcher Literaturwissenschaftlerinnen Sylvia Sasse und Christine Lötscher diskutieren über literarische Geburtsszenen und die Suche nach neuen Ausdrucksformen. Charles Dickens’ «Oliver Twist» beginnt mit einer dramatischen Szene, in der Olivers Mutter im Kindbett stirbt, ebenso werden in «David Copperfield» und Wilhelm Raabes «Der Hungerpastor» die Protagonisten auf die Welt gebracht. Andere Autoren nehmen mit der Geburt den Tod der Protagonistin vorweg oder erzählen autobiografisch die eigene Geburt. Und Autorinnen? Haben sie von Geburt erzählt oder – wie Erika Jongs Protagonistin Fanny – das Erzählen von Geburt als unliterarisch abgetan? Im Zuge der feministischen Aneignung des Erzählens über weibliche Körper erfährt das Schreiben über Geburt neues Interesse. Autor:innen wie Maggie Nelson, Julia Weber oder Julia Friese suchen nach einer eigenen Sprache für eine kaum erzählte, kulturell ambivalent aufgeladene Erfahrung. Die Veranstaltung beginnt mit einer VorSatz-Lesung: Nora Dhour, eine Gewinnerin unseres Schreibwettbewerbs «VorSatz», liest ihren französischen Text «délivrement». Inhaltswarnung: Der Text thematisiert einen Kaiserschnitt.
